Vor kurzem, beim Durchblättern einiger Kataloge mit Haustüren, ist mir der fast vollständige Verzicht auf das Ornament aufgefallen. Wenige Wochen später auf den Kykladeninseln Antiparos, Naxos, Paros und Santorin war ich dagegen mit einer Fülle an Ornamenten bei griechischen Türen konfrontiert, die mich zugegebenermaßen fasziniert haben. Die Fotos sind alle auf Naxos entstanden, hauptsächlich in Filoti und in Apeiranthos. Ich oute mich hier also als Nicht-Anhänger von Adolf Loos und betrachte das Ornament nicht als Verbrechen, wie Loos es in seinem apodiktischen Aufsatz von 1908 postuliert hat. Die Ornament-Frage wurde im 20. Jahrhundert ausgiebig diskutiert und es gibt in der Architektur und Gestaltung gute Argumente gegen das Ornament mit herausragenden Strömungen (“Bauhaus”, “Ulmer Schule”) und Beispielen.
Nun also Griechenland: Die Türen, die mir aufgefallen sind und die ich fotografiert habe, bestehen fast alle aus einem metallenen Korpus, der im oberen Drittel oder der oberen Hälfte ornamental verziert ist – streng geometrisch oder auch floral.
Vorangestellt sei das Naxos-Tor, eben keine Tür, sondern das Tor zu einem unvollendeten Apollon-Tempel. Das Tor aus Marmor steht seit 2.555 Jahren auf einer kleinen Halbinsel vor der Stadt Naxos, 5,95 Meter hoch und 3,65 Meter breit und in den Torpfeilern mit vertikalen sowie im Sturz mit horizontalen Reliefs ornamental verziert. Nein, das Ornament kann kein Verbrechen sein, wenn man sich das Naxos-Tor ohne die Reliefs, also vollkommen glatt, vorstellt.
Wer sich für (Innen)-Architektur interessiert, dem sei in Gera unbedingt der Besuch des Hauses Schulenburg empfohlen, das zwischen 1913 und 1915 von Henry van de Velde für die Familie Schulenburg erbaut wurde. Und dabei lohnt es sich, den Kopf in den Nacken zu legen, nicht nur im Haus Schulenburg, sondern auch in Warschau, Berlin, Zagreb,…